Soziale Ängste: Überforderung im Alltag

Veröffentlicht am 3. November 2022 um 19:19

Einkaufen, tanken, telefonieren – für viele von uns Alltag. Roli war lange Zeit mit solchen Dingen überfordert. Natalie fällt telefonieren auch heute noch schwer. Psychologin Anja Riesel erklärt, was soziale Ängste ausmachen. Knoten im Bauch, Zittern, Schwitzen – viele von uns kennen solche Symptome, wenn sie vor einem Vortrag oder einer Prüfung aufgeregt sind. Bei manchen Menschen treten solche und extremere Symptome, wie etwa eine Panikattacke, in ganz alltäglichen Situationen auf.

Anja Riesel ist Professorin für Psychologie an der Uni Hamburg und leitet dort die Hochschulambulanz mit Schwerpunkt Angst- und Zwangsstörungen. Sie sagt: Wann eine soziale Angst vorliegt, ist ganz individuell. Leidet aber die betroffene Person darunter oder fühlt sich in ihrem Alltag, der Familienplanung, der Partnersuche oder der Berufswahl dadurch eingeschränkt, ist eine Behandlung ratsam.

Soziale Faktoren

Soziale Ängste können verschiedene Ursachen haben. Oft spielen folgende Faktoren eine Rolle:

  • Eine genetische Prädisposition in der Familie. Anja Riesel erklärt, dass gerade in Familien sich die Symptomatik oft häuft.
  • Erziehungsfaktoren. Neben genetischen Ursachen kann die Familie auch eine Rolle spielen, indem wir dort bestimmte Verhaltensmuster abschauen oder entwickeln.
  • Umweltfaktoren. Genauso können Traumata und schlechte Erfahrungen in sozialen Kontexten, vor allem in Kindes- und Jugendalter und in der Schule, soziale Ängste hervorrufen.

Je mehr negative Erfahrungen wir dann machen, desto stärker werden die Ängste. Deshalb sei es wichtig, diesen negativen Erfahrungen positive entgegen zu setzen – und die angstauslösenden Situationen gerade nicht zu vermeiden.

In der Therapie ermittelt sie zusammen mit den Betroffenen, welche Faktoren die Angst aufrecht erhalten. Oft ist es die Vermeidung. Deshalb sollten Betroffene versuchen, die Situationen aufzusuchen und im Nachhinein prüfen, ob sich ihre Befürchtungen bewahrheitet haben. So können neue Lernerfahrungen gesammelt werden.


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